Studierende geben Einblicke in das Duale Studium „Kindheitspädagogik und mehrsprachige Bildung” und teilen ihre Erfahrungen und Perspektiven
In unserem Interview haben wir mit vier dual Studierenden des Studiengangs „Kindheitspädagogik und mehrsprachige Bildung“ über ihre Beweggründe, Herausforderungen und Erkenntnisse gesprochen. Wir wollten erfahren, warum sie sich bewusst für diesen akademischen Weg entschieden haben, was das Studium im Vergleich zur klassischen Erzieherausbildung bietet und wie es ihre berufliche Praxis beeinflusst.
Die Anforderungen in der frühkindlichen Bildung steigen stetig, und immer mehr Fachkräfte suchen nach Wegen, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Das Duale Studium bietet hierbei eine spannende Möglichkeit, tiefer in die Themengebiete der Kindheitspädagogik einzutauchen und gleichzeitig wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln.
Im Gespräch mit den Studierenden haben wir herausgefunden, wie sie von den Inhalten des Studiums profitieren, welche neuen Ansätze sie in ihrer Arbeit verfolgen und in welchen Bereichen sie deutliche Unterschiede zur Ausbildung wahrnehmen. Sie berichten von ihren Lernfortschritten, der wissenschaftlichen Fundierung ihres Wissens und den erweiterten beruflichen Perspektiven, die sich ihnen durch das Studium eröffnen.
Ein Jahr nach Studienbeginn reflektieren sie ihre Entwicklung und geben spannende Einblicke in ihren Alltag zwischen Theorie und Praxis – und wie beides sie sowohl beruflich als auch persönlich voranbringt.
Ein Jahr des Studiums liegt jetzt hinter Ihnen. Merken Sie, dass das Studium Sie in Ihrer Qualifikation weiterbringt? Haben sich Ihre Herangehensweisen verändert? Und spüren Sie, dass sich das Studium für Sie auszahlt?
Fiona: Ja, definitiv. Ich hinterfrage mein eigenes Handeln jetzt viel bewusster und überlege, warum ich in bestimmten Situationen so handle. Man versteht Kinder auf einer ganz anderen Ebene und entwickelt neue Herangehensweisen. Ich habe gelernt, Dinge nicht einfach hinzunehmen, sondern sie immer zu hinterfragen.
Julia: Ich sehe das ähnlich. Das Studium eröffnet einem einen komplett neuen Blickwinkel, besonders im Umgang mit Kindern. Schon nach wenigen Wochen konnte ich komplexe Verhaltensmuster bei den Kindern erkennen und sie durch das Wissen aus der Entwicklungspsychologie besser erklären. Das ist ein riesiger Vorsprung im Vergleich zur Ausbildung. Man merkt das schnell, weil man tiefgründiger und wissenschaftlicher an die Dinge herangeht. Alles, was man erklären möchte, kann man direkt mit Studien und Zahlen belegen. Das gibt einem eine ganz andere Sicherheit.
Wie erleben Sie den wachsenden Anspruch im Umgang mit Kindern und Eltern? Viele Eltern übertragen heute Erziehungsaufgaben verstärkt an die Einrichtungen. Gibt Ihnen das Studium da mehr Sicherheit?
Julia: Auf jeden Fall. In einer Diskussion mit einer Erzieherin habe ich zwar nicht sofort mein Wissen „ausgepackt“, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Aber innerlich wusste ich genau, warum ich in der Situation richtig gehandelt habe. Das Studium vermittelt einem diese Selbstsicherheit.
Emily: Im Vergleich zur Ausbildung fühle ich mich jetzt viel besser vorbereitet. Als ich in die Praxis kam, merkte ich, wie viel mir das Studium gebracht hat. Während der Ausbildung haben wir vieles auswendig gelernt, aber es ging weniger darum, woher die Informationen überhaupt kamen oder auf welche Quellen sie zurückzuführen waren. Im Studium lernt man, wissenschaftlich zu arbeiten und die Dinge zu hinterfragen und das ist ein riesiger Unterschied.
Aleyna: Ja, genau. Das Studium zeigt einem, dass man alles auf wissenschaftliche Weise untermauern kann. Es hilft uns zudem im Dualen Studium, dass unsere Betreuerinnen und Betreuer in unseren Betrieben als direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Seite stehen; so fühlt man sich nicht ins kalte Wasser geworfen. Zu unserem Aufgabenbereich gehört „nicht nur" die Betreuung der Kinder. Wir führen auch Elterngespräche und begleiten die Kinder individuell.
Julia: Ich habe durch das Studium eine unglaubliche Lust entwickelt, mich in manchen Themen weiterzubilden. Ich habe mir Bücher bestellt, weil ich einige Themen interessant und wichtig finde. Diese Motivation kam durch das Studium – ich will einfach mehr wissen. Man lernt auch Zielstrebigkeit und Disziplin auf eine neue Art und Weise kennen. Es macht einfach Spaß.
Fiona: Ja, ich finde es auch viel interessanter, weil man die Zusammenhänge besser versteht. Die Themen werden im Studium viel tiefgründiger behandelt, und es fühlt sich weniger anstrengend an, weil die Inhalte so spannend aufbereitet sind. Man wird richtig motiviert, mehr zu lernen.
Warum haben Sie sich für ein Studium entschieden und nicht nur für die Ausbildung, obwohl es anstrengender ist und man nicht unbedingt viel mehr verdient?
Julia: Man startet einfach auf einem ganz anderen Niveau. Mit dem Studium wird man nicht „nur“ Erzieherin, sondern hat ganz andere Perspektiven. Ich kann mich weiterbilden, einen Master machen, in Leitungspositionen oder in die Familienberatung gehen. Bei einer Ausbildung bräuchte man dafür zusätzliche Qualifikationen, aber mit dem Studium ist man direkt für eine Leitungstätigkeit qualifiziert. Diese Möglichkeiten haben Erzieherinnen oder Erzieher ohne Studium oft nicht. Mein Plan ist es, nach dem Studium in die Kinderpsychologie zu gehen und mich eventuell in die therapeutische oder familienberatende Richtung zu entwickeln. Ich habe bereits mit Prof. Barbro Walker über ein Master-Studium gesprochen.
Fiona: Das Studium ist zwar anspruchsvoll, aber dadurch bekommt man auch ein ganz anderes Maß an Wissen. Wenn man bedenkt, dass eine Ausbildung fünf Jahre dauert und das Studium nur 3,5 Jahre, ist es erstaunlich, wie tiefgründig die Themen im Studium behandelt werden. Es motiviert mich sehr, und ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein.
Emily: Ich fühle mich jetzt viel sicherer in dem, was ich gelernt habe. Diese Sicherheit gibt mir auch im Umgang mit den Kindern und Eltern eine feste Grundlage. Ich weiß, wovon ich spreche, und das spüren die anderen auch.
Sie studieren ja im Modell „3 plus 2", also drei Tage arbeiten und zwei Tage studieren. Wie erleben Sie den Alltag? Gibt es Herausforderungen, besonders im Wechsel zwischen Theorie und Praxis?
Emily: Es ist manchmal schwierig, nach einer längeren Vorlesungszeit wieder in den Rhythmus des Arbeitsalltags zu kommen. Aber es ist auch gut, dass man immer wieder etwas Neues lernt, das man direkt umsetzen und hinterfragen kann. Man fragt sich dann: Würde ich in dieser Situation genauso handeln wie meine Kolleginnen und Kollegen, oder würde ich anders vorgehen?
Aleyna: Was ich am System besonders mag, ist der Austausch mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen Einrichtungen. Es wäre nicht gut, wochenlang von den Kindern weg zu sein, deshalb schätze ich diese Abwechslung sehr.
Fazit: Neue Perspektiven und gestärkte Kompetenzen durch das Studium
Das Duale Studium in „Kindheitspädagogik und mehrsprachige Bildung“ erweist sich für die befragten Studierenden als wertvolle Ergänzung auf ihrem Weg in die frühkindliche Bildung. Für diejenigen, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben, bringt das Studium eine tiefere wissenschaftliche Fundierung und erweiterte berufliche Möglichkeiten. Auch für die Studierenden ohne vorherige Ausbildung zeigt sich das Studium als lohnender Schritt, der ihnen nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch die Fähigkeit gibt, dieses direkt in der Praxis anzuwenden.
Trotz der Herausforderungen, die der Wechsel zwischen Theorie und Praxis mit sich bringt, spüren die Studierenden einen klaren Mehrwert. Sie sehen das Studium nicht nur als Qualifizierung für höhere Positionen, sondern auch als Chance, ihre pädagogische Arbeit auf einem fundierten, reflektierten und professionellen Niveau auszuüben. Die Begeisterung für das Lernen und die Motivation, sich in speziellen Bereichen weiterzubilden, zeigt, wie stark das Studium ihre persönliche und berufliche Entwicklung beeinflusst.
Am Ende steht die Erkenntnis: Ein Studium in diesem Bereich eröffnet nicht nur neue berufliche Perspektiven, sondern ermöglicht es den Studierenden, die Qualität ihrer Arbeit nachhaltig zu steigern und in der frühkindlichen Bildung zukunftsweisend mitzuwirken.
Liebe Aleyna, liebe Emily, liebe Fiona und liebe Julia - vielen Dank für das interessante Interview und dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben!